Rubik’s Cube vor dunklem Hintergrund als Symbol für komplexe gesellschaftliche und politische Paradoxien.

Jahresrückblick 2025: Leben im Zeitalter der Paradoxien

2025 war ein Jahr, das sich in vielen Momenten weniger wie politische Realität, sondern eher wie ein „Writer’s Room“ eines Netflix-Dramas anfühlte. Polarisierung überall, ein politisches Klima auf Hochspannung, Technikgiganten im Kampf mit Staaten und NGO-Allianzen und dazu die fortschreitende Klimakrise, die nun endgültig im Alltag angekommen ist. Und während vieles wie Chaos wirkt, zeigt sich in der neuen Folge von Übermorgen.Funk vor allem eines: Wir sind als Gesellschaft schlecht darin geworden, Widersprüche auszuhalten.

Denn 2025 war ein Jahr voller Paradoxien. Mehr denn je.

 

Migration begrenzen und gleichzeitig Fachkräfte suchen? Willkommen im Realitätsschock.

Deutschland ringt weiter mit der Asyl- und Migrationspolitik. Die Asylanträge sind rückläufig und gleichzeitig fehlen Pflegekräfte, Lehrkräfte und Handwerker an allen Ecken. Wir drosseln einerseits die Zuwanderung, werben aber parallel in Indien und anderen Ländern offensiv um Fachkräfte. Ein Widerspruch, der politisch kaum erklärt, aber gesellschaftlich täglich spürbar wird.

Diese Ambivalenzen ziehen sich durch nahezu alle großen Debatten des Jahres: Sicherheit versus Menschenrechte, Effizienz versus demokratische Kontrolle, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit versus ökologische Verpflichtungen. Wo früher klare Linien existierten, sehen wir heute Überlagerungen, Grautöne, komplexe Wechselwirkungen. Doch unsere politische Debattenkultur ist noch immer auf binäre Antworten gepolt.

 

Klimapolitik: Das Schweigen einer erschöpften Gesellschaft

Noch ein Paradox: Während der wissenschaftliche Konsens klarer denn je ist (die 1,5-Grad-Grenze ist de facto überschritten), wird öffentlich so leise über Klimapolitik gesprochen wie seit Jahren nicht mehr. „Greenhushing“ nennt man das: Nachhaltigkeit teilweise umsetzen, aber bloß nicht drüber reden. Eine leise Kapitulation vor einer Debatte, die zu oft von Moralismus auf der einen und Zynismus auf der anderen Seite geprägt war.

Gleichzeitig wachsen weltweit die erneuerbaren Energien so stark wie nie zuvor. 90 Prozent der neuen Kapazitäten stammen inzwischen aus Wind, Sonne und Co. Und ausgerechnet China führt die Expansion an. Ein weiteres dieser unbequemen Fakten, die sich nicht in Schwarz-Weiß verpacken lassen und genau deshalb so wichtig sind.

 

Unser eigentlicher Zukunftstest: Ambiguität aushalten können

Genau hier setzt die neue Folge von Übermorgen.Funk an. Sie zeigt, wie sehr wir verlernt haben, komplexe Realitäten zu akzeptieren und warum das gefährlich wird. Demokratie braucht Ambiguitätstoleranz. Klimapolitik braucht Priorisierung statt Symbolpolitik. Technologiepolitik braucht langfristige Strategien, nicht kurzfristige Empörung.

Oder zugespitzt: Die Zukunft wird nicht einfacher, also müssen wir besser darin werden, das Schwierige auszuhalten.

 

Für mich persönlich verändert sich 2026 einiges: privat, beruflich und auch für diesen Podcast. Denn Übermorgen.Funk wird bald eingestellt, nach einer letzten, abschließenden Episode. Aber bevor wir uns verabschieden, wollten wir den Blick noch einmal weit öffnen: auf die Widersprüche, die uns herausfordern, und die Möglichkeiten, die wir trotzdem haben.

 

Jetzt reinhören und gemeinsam Komplexität zurückerobern:

Wenn du verstehen möchtest, was 2025 wirklich geprägt hat, warum 2026 kein normales Jahr wird und weshalb wir uns gerade jetzt einen nüchternen, systemischen Blick auf die Welt leisten müssen, dann hör in die neue Folge rein: Übermorgen.Funk - #009.

 

Ich wünsche euch allen ein frohes Weihnachtsfest sowie ein gesundes, produktives und erfolgreiches neues Jahr.

Euer Kai.


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